Auslöser einer Ess-Störung
Eine Ess-Störung entsteht in den meisten Fällen als Strategie von Jugendlichen, um kummervolle Lebenssituationen zu bewältigen. Wie lässt sich das verstehen?
Die Unzufriedenheit mit dem Körper, vor allem von Jugendlichen, nimmt zu. Nach einer Untersuchung von Berger wünschen sich schon 8-12jährige dünner zu sein als sie sind (32%). Sogar 17 % der normalgewichtigen Kinder und Jugendlichen denken, dass sie zu dick seien. Diese Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist ein Risikofaktor und kann Ess-Störungen befördern. Kommen zur Körperunzufriedenheit noch andere Faktoren hinzu wie
- hohe Leistungs- und Anpassungsbereitschaft,
- Perfektionismus,
- Konflikte in der Familie, der Schule oder in der Altersgruppe,
so steigt das Risiko. Manchmal bedarf es nur noch einer auslösenden Situation, die dazu führen kann, dass sich aus riskantem Essverhalten ein gestörtes Essverhalten wie Hungern, Erbrechen und auch exzessives Sporttreiben entwickelt.
Schmerzliche Gefühle durch Kontrolle ausgleichen
Auslösende Situationen können Verlusterfahrungen sein wie der Wegzug von Freund*innen, Tod eines geliebten Menschen, Liebeskummer, Schulstress, Leistungsdruck, Trennung der Eltern aber auch Mobbing und Ausgrenzungserlebnisse in der Altersgruppe.
Dann fühlt man sich möglicherweise überwältigt von den schmerzlichen Gefühlen: Hilflos, ängstlich oder beschämt. Der Wunsch abzunehmen oder den eigenen Körper zu steuern kann als anfangs „starkes Erlebnis“ von „Ich schaff das alleine!“ verstanden werden.
Das heißt, Jugendliche streben in belastenden Situationen danach, wieder Kontrolle, Orientierung, und das Gefühl des „selber Steuerns“ zu erlangen. Dies gelingt ihnen (vermeintlich) am schnellsten, wenn sie versuchen, ihre Körperunzufriedenheit durch ein verändertes Ess- und Bewegungsverhalten zu verbessern. Über ihr Essverhalten und ihren Körper haben SIE die Kontrolle und können unabhängig und selbstständig darüber bestimmen. Durch die Gewichtsabnahme können sie - zumindest anfänglich - wieder Selbstwirksamkeit erleben und damit einhergehend auch eine Verbesserung des Selbstwertgefühls.